Schach auf DVD: „Zug um Zug“ von Élodie Namer

Ende Januar erscheint eine kleine Kino-Kostbarkeit auf DVD und Bluray, die sich Schachspieler auf keinen Fall entgehen lassen dürfen: Der Film „Zug um Zug“ der französischen Regisseurin Élodie Namer (im Original „Le tournoi“).

Was hat der Streifen zu bieten?

Ein gut gelauntes, junges Schauspielerensemble mit drei echten französischen Großmeistern (Fabien Libiszewski in einer Hauptrolle, Joachim Iglesias und Superstar Maxime Vachier-Lagrave, der einmal durchs Bild läuft), eine spannende Geschichte um Liebe, Besessenheit, Rivalität, Konzentration und Ausgelassenheit, ein echtes Open, gekrönt von einer wilden Glanzpartie.

Cal, französischer Meister
Cal, französischer Meister

Und die schachlichen Aspekte sind alle fehlerfrei umgesetzt, da hat Schachverstand am Drehbuch mitgeschrieben, da gibt es keinen Patzer. Das Team hat das von der „Schachspielerin“ für das französische Kino definierte Niveau locker gehalten. Niveau 2700+.

Aber der Reihe nach.

Der frischgebackene französische Meister Cal Fournier (eine Entdeckung: Michelangelo Passaniti, sehr cool, mit abwesendem Blick und pantherhaftem Gang) ist Favorit des internationalen Opens in Budapest. Tagsüber besiegt er mit großer Leichtigkeit seine Gegner, abends geht es rund im Hotelzimmer. Viktor (streng blickend, deutsch: Magne-Håvard Brekke), der Trainer, versucht Ordnung ins Durcheinander zu bringen, aber Cal und seine Freunde haben viel Vergnügen. Lou, eine weibliche Nachwuchshoffnung des französischen Schach (bezaubernd: Lou de Laâge), verdreht allen Jungs den Kopf. Wetten um alles, Kartenspielen, Tequila, Pool-Parties mit neuestem Club-Sound, Sex je nach Elo-Zahl, Kartoffelchips auf dem Teppich, Eifersüchteleien und Gerangel um Startplätze in der Olympia-Auswahl: So haben wir die Stimmung bei einem Open selten dargestellt gesehen. Hielte das einem Fakten-Check stand? Egal, das Zuschauen macht allemal Spaß.

Und es wird aufregend. Denn von einem Setzlistenplatz weit unten nähert sich Brett für Brett ein kleines Genie: Max Kovac (Adam Corbier), mit 9 Jahren noch nicht der Grundschule entwachsen, flitzt auf blitzenden Heelys durch den Turniersaal und ist naseweis genug, dem Turnierfavoriten mitzuteilen, dass er sich für besser hält. Das darf Cal natürlich nicht auf sich sitzen lassen. In der letzten Runde werden sie aufeinander treffen. Cal kann sich nicht vorbereiten: In den Datenbanken ist nichts zu finden. Wie soll das enden?

Die Partie der Schlussrunde ist ein Glanzstück, komponiert von Libiszewski und Iglesias, gespielt auf der Empore von Max gegen Cal, und wir zeigen hier den Anfang. Aber das Ende, das zeigen wir nicht. Und seid versichert: Es kommt ganz anders, als man denkt.

Fazit: Daumen weit nach oben. So einen spannenden und unterhaltsamen Schach-Film haben wir zuvor nicht gesehen.

Die Partie der Schlussrunde: Max mit Weiß gegen Cal
Die Partie der Schlussrunde: Max mit Weiß gegen Cal
ORIGINALTITEL: LE TOURNOI
REGIE: ELODIE NAMER
DARSTELLER: MICHELANGELO PASSANITI, LOU DE LAÂGE, MAGNE-HAVARD BREKKE
PRODUKTION: FRANREICH 2015
LAUFZEIT: DVD 80 MIN / BLU-RAY 83 MIN
GENRE: DRAMA/THRILLER
FSK: AB 12 JAHREN
BILDFORMAT 2,38:1 (16:9)
TONFORMAT Dolby Digital 5.1, Deutsch und Französisch
UNTERTITEL Deutsch
AUSSTATTUNG/BONUS Trailer / 3 Teaser / Interview mit der Regisseurin Elodie Namer / Die finale Schachpartie, kommentiert von Schachexperten (Libiszewski und Iglesias, mit Chessbase)
EAN DVD: 4042564164671, BLU-RAY: 4042564164688

2 Kommentare

  1. Danke, cooler Hinweis!
    14… Dxc3 ist ja ein Klassiker. Ich nehme mal an, ich weiß auch, wie die Partie am Ende ausgeht 🙂
    Marko weiß es ganz genau, das haben wir mal bei einer Deutschen Meisterschaft analysiert. Das war dann aber schon die einzige Gemeinsamkeit mit dem Film, was die Rahmenbedingungen bei einem Turnier angeht. Als strenger Trainer konnte ich mich ganz auf Schach konzentrieren 🙂

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