[Event "CCO20/F"]
[Site "ICCF"]
[Date "2016.09.01"]
[Round "?"]
[White "Nickel, Arno"]
[Black "Roubaud, David"]
[Result "1-0"]
[ECO "D02"]
[WhiteElo "2620"]
[BlackElo "2559"]
[Annotator "A. Nickel"]
[PlyCount "85"]
[EventDate "2016.??.??"]
[WhiteTeam "Germany"]
[BlackTeam "France"]
[WhiteTeamCountry "GER"]
[BlackTeamCountry "FRA"]
1. d4 Nf6 2. Nf3 d5 3. Bf4 {Das Londoner System kam bis 2016, obwohl von
Carlsen & Co. längst aus dem Dornröschenschlaf erweckt, nur selten vor im
Fernschach. Das ermunterte mich, meine Gegner damit zu überraschen, falls sie
1.d4 sofort oder verzögert mit d7-d5 beantworten. Tatsächlich taten mir alle
sechs in meinen Weiß-Partien den Gefallen, und ich sollte dies am Ende bei
zwei Gewinnpartien und vier interessanten Remispartien nicht bereuen.} c5 4. e3
Nc6 5. c3 e6 6. Nbd2 Bd6 7. Bg3 O-O 8. Bd3 b6 $1 {Marcus Schmücker schreibt
in seinem Buch „Das Londoner System – richtig gespielt“ (2016): „Dieser Zug
ist eine extrem harte Nuss. GM Avrukh zeigt im Grandmaster Repertoire 11 sehr
überzeugend, dass danach der Plan Se5 nebst f4 nicht mehr funktioniert. In
dieser Stellung muss man also komplett umdenken und sich vom alten Schema
verabschieden.“ (Schmücker, S. 81) [#] Der Grund, warum Se5 nebst f2-f4
„nicht mehr funktioniert“, besteht in dem schwarzen Manöver Sc6-e7-f5-d6 mit
Kontrolle von e4, wobei Schwarz desweiteren an f7-f6 denkt, um den Se5 zu
befragen. (Der Ld6 geht zwischenzeitlich nach e7.) Nachdem ich den Eindruck
gewonnen hatte, dass alle Reparaturversuche der Se5-Variante, u.a. mit Kamskys
11.Db1 (nach 9.Se5 Lb7 10.f4 Se7) statt 11.Df3, vergeblich sind, entschloss
ich mich zu „Plan B“, nämlich e3-e4(-e5) durchzudrücken, aber (anders als
Schmücker) die kurze Rochade noch, so lange es geht, aufzuschieben und
Schwarz damit vorläufig auch vom Abtausch auf g3 abzuhalten.} 9. Qe2 Bb7 10.
Rd1 {[#] Als Hauptfortsetzung hat sich an dieser Stelle 10…Te8 durchgesetzt,
wie GM Erwin L’Amy in seiner neu eingerichteten Fernschachkolumne im New in
Chess Yearbook 126 (2018) schreibt (S.31/32). Im einzelnen führt er drei
meiner Partien mit 10.Td1 an, in denen Schwarz aber unterschiedlich antwortete:
10..Te8, 10…Tc8 und 10… h6..} Rc8 { N Der Kommentar „Neuerung“ (im NIC Yearbook 126) bezieht sich auf den Zeitpunkt 2016, wobei allerdings ein weiterer Spieler im selben Olympia-Finale diesen Zug gegen mich spielte (s.w.u, ). Schwarz beabsichtigt offenkundig, die c-Linie zu öffnen..} (10... Re8 11.
e4 Be7 12. e5 Nh5 13. a3 g6 14. Qe3 Ng7 15. h4 h5 16. O-O cxd4 17. cxd4 Na5 18.
Rc1 ({Vielleicht wäre es aussichtsreicher gewesen, den Turmtausch erst noch
zu vermeiden.} 18. Bf4 $5 Nc4 19. Nxc4 dxc4 20. Bxc4 Nf5 21. Qb3 Nxh4 22. d5
Nxf3+ 23. Qxf3 Rc8 24. Bb5 Bxd5 25. Qe2 Rf8 26. Bh6 $13) 18... Rc8 19. Rxc8
Qxc8 20. Qe2 Nf5 21. Bf4 {– An dieser Stelle wundert sich Erwin l’Amy,
warum Weiß nicht 21.Te1 gespielt hat, um 21…Sc4 mit 22.Sf1 und
positionellem Vorteil zu beantworten. Die Varianten, die er zu 21…Sc4
anzeigt, sind in der Tat vielversprechend, doch gefiel mir vermutlich 21…Sc6
22.Sb3 nicht. Der Springer scheint auf b3 zu verhungern, abgesehen von
gelegentlichen Belästigungen durch a7-a5-a4. Man kann den Druck gegen d4 zwar
durch Ld3xf5 vermindern, doch nach …exf5 hat Schwarz das Manöver Sc6-d8-e6.
Wie dem auch sei, reizte mich das von Engines bevorzugte 21.Lf4 nebst Le3 und
g2-g3, um meine Stellung am Königsflügel zu verbessern. –} Nc6 (21... Nxh4 $2
22. Nxh4 Bxh4 23. g4 $18) 22. Be3 Kg7 23. g3 Nxe3 24. fxe3 Rf8 25. Kg2 a5 26.
Rc1 Qb8 27. Rg1 Bd8 28. Kh1 Qc8 29. Kh2 Nb8 30. e4 Be7 31. Rf1 Qd7 32. Rc1 Rc8
33. Rd1 Nc6 34. Qe3 Rf8 35. exd5 exd5 36. Bb5 f6 37. Rc1 Rc8 38. Rf1 Rf8 39.
Rc1 {1/2-1/2 (39) Nickel,A (2620)-Fleetwood, D (2576) ICCF 2016}) (10... h6 $2
{– Ohne Not gespielt. Ein nicht nur unnützer, sondern sogar schädlicher Zug,
insofern das Feld g6 und die Diagonale b1-h7 geschwächt werden und Weiß auf
g5 einen Aufrollungspunkt erhält. –} 11. Ne5 Ne7 12. O-O Qc7 13. f3 Rac8 (
13... Rae8 14. f4 c4 $6 15. Bc2 b5 16. Qf3 Nf5 $6 17. Bf2 b4 18. g4 $16 {
1/2 (51)-1/2 (51) Sherwood,H (2384) -Sherwood,A (2349) ICCF 2018}) 14. Bh4 a5
$6 {– Das dauert alles viel zu lange. Schwarz wird am Königsflügel
überrollt, auch wenn es dabei viele taktische Klippen zu umschiffen gilt. –}
15. g4 Rfe8 16. Bg3 c4 17. Bb1 b5 18. Qg2 b4 19. Rf2 Qd8 20. Rdf1 Rf8 21. Bh4
Bxe5 22. dxe5 Nh7 23. f4 Qd7 24. Qg3 bxc3 25. bxc3 Ng6 26. Nf3 Rb8 27. Nd4 Bc8
28. f5 exf5 29. e6 fxe6 30. Qxb8 Nxh4 31. gxf5 Ng5 32. Qg3 Nxf5 33. Nxf5 exf5
34. Rxf5 Rd8 35. h4 Ne4 36. Qg6 Qa7 37. R5f3 Qd7 38. Rd1 Qe8 39. Bxe4 dxe4 40.
Rxd8 Qxd8 41. Qxe4 Kh8 42. Qxc4 Qe8 43. Kf2 Be6 44. Qe4 {1-0 (44) Nickel,A
(2620)-Stoyanov,Z (2497) ICCF 2016}) 11. e4 Be7 $6 {Scheinbar ein
natürlicher Zug, über den man nicht lange nachdenken muss – und doch
überzeugten mich nachträgliche Analysen, dass sofortiges Sh5 den Vorzug
verdient.} ({Der Vorteil von} 11... Nh5 $5 {liegt darin, dass Schwarz noch
nicht die Karten aufdeckt, wohin der Läufer im Falle von 12.e5 geht. Er muss
nämlich nicht nach e7 weichen, sondern kann vorerst auf der Diagonalen h2-b8
bleiben und steht hier bereit, um (nach Vorbereitung) mit f7-f6 das Zentrum
anzugreifen. Möglicherweise ist Lc7 dann am genauesten, obwohl der Läufer
vorübergehend die c-Linie verstellt. Nach dem Alternativplan…f7-f5 und
geschlossenem Zentrum könnte er auf die Diagonale d8-h4 wechseln.} 12. Bxd6 (
12. e5 Bc7 $5 (12... Bb8 $5) 13. O-O (13. Qe3 f5 $5) (13. a3 f5) 13... Nxg3 14.
hxg3 cxd4 15. cxd4 Nb4 16. Bb5 Nxa2 17. Ra1 a6 $132) 12... Qxd6 13. e5 Qe7 14.
g3 f5 $5 $132 15. Qe3 h6 16. O-O g5 17. h3 Ng7 18. a3 a5 19. Kh2 Qf7 20. Be2
Ne7 21. Ne1 f4 22. Qd3 fxg3+ 23. fxg3 Qg6 24. g4 Rxf1 25. Bxf1 c4 26. Qxg6 Nxg6
27. Kg3 Bc6 28. Ng2 b5 29. Rc1 Rb8 30. b3 h5 31. Kf2 Rf8+ 32. Ke3 Kh7 33. Be2
h4 34. Rb1 Ne8 35. Bf3 Nc7 36. bxc4 bxc4 37. Rb6 Ne7 {1/2-1/2 (37) Nickel,A
(2620)-Korze,D (2544) ICCF email 2016}) 12. e5 Nh5 {Aktiver als die
Alternativen, aber Schwarz „droht“ nicht wirklich, auf g3 zu schlagen, solange
Weiß nicht rochiert hat, sodass Weiß erst noch Zeit hat, seinen Damenflügel
abzusichern.} 13. a3 Qe8 {Die schwarze Dame möchte nach a4 und im
Idealfall Lb7-a6 ermöglichen (z.B. nach vorgeschaltetem Sb8). An sich kein
schlechter Plan, nur lässt er sich nicht so schnell durchführen, wie
gewünscht, weil Weiß inzwischen am Königsflügel Drohungen aufstellt.} ({
Solider erscheint} 13... g6 $5 14. O-O (14. Nf1 $6 f5 15. exf6 Bxf6 16. dxc5 $2
$15 (16. Qxe6+ Kh8 17. Ne3 cxd4 18. cxd4 Nxd4 19. Nxd4 Bxd4 20. Be5+ Bxe5 21.
Qxe5+ Qf6 22. Qxf6+ Rxf6 $11) 16... bxc5 17. Ne3 $15 {1-0 (50) Raznikov,D
(2512)-Lederer,Y (2350) Dallas 2016} (17. Qxe6+ $2 Kh8 18. Ne3 d4 $19)) 14...
Re8 15. Qe3 a6 16. Rfe1 cxd4 17. cxd4 Na5 18. Qe2 b5 19. Nf1 Nc4 20. Ne3 a5 21.
Nxc4 $2 dxc4 22. Be4 Bd5 $17 {0-1 (41) Wallner,J (2311)-Shabalov,A (2567)
Dresden 2018}) 14. O-O Nb8 15. h4 Nxg3 16. fxg3 cxd4 (16... Qa4 $2 17. Ng5 $18)
17. Nxd4 {[%emt 0:00:31] [#] Der Springer auf d4 ist ein Riese, und es ist
mehr als fraglich, ob der schwarze Damenspringer mit seiner Wanderung
c6-b8-d7-c5-e4 ausreichend Gegenspiel bewirken kann.} (17. cxd4 $6 Qa4 $1 18.
Ng5 $2 Bxg5 19. hxg5 Qxd4+ $19) 17... Nd7 18. Qh5 g6 19. Qe2 Nc5 20. N2f3 Qa4 {
[#] Ich habe keine Aufzeichnungen mehr über den Fernschachurlaub meines
Gegners, aber zwischen der Entgegennahme meines Zuges 20.Sdf3 und seiner
Antwort 20…Da4 vergingen 36 Tage und bis zum Rückzug Da4-e8 (nach 21.Lc2)
dauerte es noch einmal 38 Tage. Macht 74 Tage für die „Hafenrundfahrt“. Ich
hoffe, mein sympathischer Gegner aus Frankreich hat die meiste Zeit davon
einen schönen und erholsamen Urlaub verbracht.} ({Warum nicht wenigstens
gleich:} 20... Ne4 {– auch wenn Weiß letztlich weiterhin den Ton angibt?} 21.
Bb5 Qd8 22. Kh2 Bc5 23. g4 Bxd4 24. cxd4 Qc7 25. Qe3 $16) 21. Bc2 Qe8 ({
Der vielleicht geplante Konter mit …La6 funktioniert eben leider nicht:}
21... Ba6 22. Qe3 Qe8 23. Rfe1 {und Weiß wird seinen Angriff am
Königsflügel auch ohne Betreten der Diagonale f1-a6 fortsetzen können.}) 22.
Rfe1 Ne4 23. Qe3 Rc7 24. g4 a5 $2 {Schwarz verpasst die letzte
Gelegenheit zu einem Befreiungsschlag mit f7-f5. Danach hätten sich
hochkomplizierte Verwicklungen ergeben, in denen Weiß zwar nach
Computeranalyse seinen Stellungsvorteil vergrößeren kann, doch erst noch die
Mühen der Ebene (sprich: des Endspiels) vor sich gehabt hätte.} (24... f5 $5
25. Nxe6 Bc5 26. Nfd4 ({Zu prüfen wäre auch die auf den ersten Blick weniger
attraktive Fortsetzung} 26. Nxc5 bxc5 27. Qh6 fxg4 28. Nh2 Qxe5 29. Bxe4 dxe4
30. Rf1 Rxf1+ 31. Nxf1 Qe7 32. Ne3 Rd7 {– es erscheint mir recht zweifelhaft,
dass Weiß dies angesichts des reduzierten Materials gewinnen kann.}) 26...
Bxd4 27. Nxd4 Qxe5 28. Bb3 Kh8 29. Nf3 Qg3 30. Qd4+ Rg7 31. g5 Qc7 {
oder 31…Lc6, und es ist keineswegs klar (trotz ca. +1.4 von Stockfish und +2.
4 von Leela), wie Weiß dies gewinnen soll. Zwar wird Schwarz seinen d-Bauern
nicht halten können, doch möchte Weiß sich nicht seinen viel besseren
Läufer abtauschen lassen. Vielleicht gibt es einen studienartigen Gewinn.
Wenn nicht, dann könnte am Ende der gescholtene schwarze Springer doch noch
als kühner Held vom Schlachfeld traben.}) 25. g5 b5 26. Nh2 b4 27. Ng4 Kh8 28.
Bxe4 dxe4 29. Nf6 Qc8 30. cxb4 axb4 31. h5 {[#] Nun geht es dem schwarzen
König an den Kragen, weshalb sich Schwarz entschloss, die Qualität zu geben,
die Weiß aber erst fünf Züge später „mitnahm“.} Rg8 32. axb4 Bxb4 33. Rf1
gxh5 34. Kh2 Bc5 35. Rf4 Be7 36. Nxg8 Kxg8 37. Nb5 Rc2 38. Nd6 {[#] Schon
sorgt auch der zweite Springer für Ungemach und zwingt den Schwarzen, seinen
„guten“ schwarzfeldrigen Läufer abzutauschen. wonach im letzten Akt der
weiße b-Bauer mit Macht auf die schwarze Stellung zurennt..} Bxd6 39. Rxd6 Qc7
40. Rf2 Rc4 41. Rf1 Qe7 42. b4 Rc7 43. b5 1-0
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