5. und letzter Spieltag U19: Zitadelle Spandau - SK König Tegel 1949: 4 : 2

Carsten SchirrmacherNils DeckerRaimond Fuchs

Spannung bis zum letzten Bauern

SC Zitadelle Spandau 1977SK König Tegel 19494,0 : 2,0
Carsten Schirrmacher Konstantin Bubolz 1 : 0
Nils Decker Oliver Rath 1 : 0
Raimond Fuchs Alina Rath ½ : ½
Anas Guist Kenneth Alfred Nazareth ½ : ½
Julian Bissantz Laura König 0 : 1
Fritz Meiners Tom Koch + : -

Unsere U19-Mannschaft ist in die Jugendbundesliga Nordost aufgestiegen!! Herzlichsten Glückwunsch an die Truppe von Carsten!!

Aber ich erzähle der Reihe nach. Vor der letzten Runde war die Ausgangslage klar. Aufgrund des verpatzten Kampfes von vor zwei Wochen (Zita trat mit zwei freien Brettern gegen Chemie Weißensee an) mussten wir gegen König Tegel gewinnen, und zwar mindestens mit 4:2 - wegen der Brettpunkte.

Und genauso kam es dann auch. Zu Beginn war ich nicht dabei, bekam aber mit, dass Fritz nur einen Zug gemacht und den Punkt am 6. Brett kampflos eingesackt hatte. Ebenfalls bereits vorbei war die Partie von Nils, der eine sehr gekünstelte Anti-Offener-Sizilianer-Eröffnung (1. e4 c5 2. Sc3 e5?!) von Oliver Rath in durchaus beeindruckendem Stil widerlegt hatte. Weiße Felder in weißer Hand, Dame auf d5, f-Linie offen, Damenläufer auf h6, schwarzer König unrochiert: Da kombiniert es sich fein fein.

Es stand also 2:0, als ich gegen 12.30 eintraf, und gerade ging Anas' Partie zu Ende, der gegen Kenneth Nazareth zunächst grauenvoll gestanden hatte, im Endspiel aber plötzlich einen Läufer gegen drei Bauern besaß und nach dem Einmarsch der schwarzen Majestät die Stellung abholzen musste bis zu den nackten Königen. Vielleicht war es zwischendurch mal für Anas gewonnen; auf jeden Fall war es vorher mal für ihn verloren. 2,5:0,5.

Dass Carsten gegen KonstiBu gut stand, sah so ziemlich jeder: Hunderte Internet-Blitzpartien mit dem Tarrasch lohnen sich doch, Weiß war auspräpariert und Schwarz gelangte zu einem heftigen Königsangriff, den Caschi mit einer feinen Bauernumwandlungskombination beendete. 3,5:0,5.

Jetzt begann das wirkliche Drama. Julian stand gegen Laura König außerordentlich betrüblich, wanderte mit seinem König durch eine abrissreiße Scheune mit offenen Toren, so war nämlich seine Stellung, und die Dame schaute zeitweise von a8 aus zu und Laura hätte ihm mehrfach wahlweise die Dame oder den König abnehmen können oder beides. Aber Julian spielte unverdrossen weiter und fand in dieser Phase der Partie mehrere einzige Verteidigungszüge. Von so viel Widerstand entnervt, wickelte die weiße Königin ;-) schließlich unter Figurenverlust in ein Endspiel mit vertrackter Materialverteilung ab: Turm und drei Freibauern am Königsflügel gegen zentralisierten König und zwei Springer und d-Freibauer - wer will da schon sagen, wer besser steht? Julian marschierte einfach voran und drohte diverse Springergabeln und der weiße Turm ging gegen den Freibauern verloren. Leider hatten sich auch die weißen Männer Richtung h8 und f8 in Marsch gesetzt, und keiner weiß wie es kam: Julian musste aufgeben. Das war ein episches Ringen, hätte man in der 1920er Jahren geschrieben, tu ich also nicht. 3,5:1,5

Blieb Raimonds Partie gegen Alina Rath. Alina hatte die Eröffnung wie üblich Englisch behandelt und die schwarzen Felder missachtet; sie ist, was das angeht, komplett be-Rath-ungsresistent. Vielleicht deshalb, weil es ihr auch hier wieder mal gelang, in eine vorteilhalfte Stellung zu kommen mit Turm auf der 7. Reihe und verbundenen Freibauern auf f4 und e5. Man sah verschiedene Mattbilder herumgeistern; Raimond hätte nur zuende geknetet werden müssen. Man muss allerdings zugeben, dass er ein paar Gegenchancen hatte, weil der weiße König recht luftig stand. Wie dem auch sei, Raimond luchste seiner Gegnerin einen der Freibauern ab und konnte in ein Turmendspiel abwickeln. Draußen vor der Kantine prophezeite Bruderherz Oliver, aufgrund der Endssielunkenntnisse seiner Schwester werde da wohl nichts mehr draus werden, und er behielt Recht: Zielstrebig steuerten die beiden ein Bauernendspiel mit Mehr-h-Bauern für Weiß an, und das ist bekanntlich Remis, wenn der verteidigende König in der Nähe ist. War er aber.

PlatzMannschaftSpieleMPBP
1SC Zitadelle Spandau 19775822,0
2SK König Tegel 19495821,5
3BSV 63 Chemie Weißensee5514,0
4Rotation Berlin5511,0
5SC Schwarz-Weiß Lichtenrade5416,0
6TSG Oberschöneweide505,5

Wenn Alina diese Partie gewonnen hätte, wäre König Tegel mit einem halben Brettpunkt Sieger der Staffel gewesen. Hat sie aber nicht. Und deshalb war Zita am 17.3.2007 um 14.50 Uhr mit einem halben Brettpunkt Vorsprung in die Jugendbundesliga Nord-Ost aufgestiegen. Merkt es euch. Für die lange Liste mit Zita-Heldentaten. Carsten gibt auch Autogramme.

Hartmut Riedel
(Partien-Link kommt noch, wenn ich alle Partien der Saison zusammen habe)

Anas GuistJulian BissantzFritz Meiners