7. Spieltag JBLNO 2007/2008: Zitadelle Spandau - USV Halle 3½ - 2½

Zum Glück gibt es ja die Eröffnungstheorie,

Partien zum Nachspielen

sonst säße ich am Morgen genauso vor dem Brett wie jetzt vor diesem leeren Bildschirm, ohne Idee, wie man anfangen sollte. Ich fing mit 1... e5 an.

Doch der Bericht muss schon einen Tag vor 1... e5 ansetzen. Da teile mir nämlich Julian mit, dass er erkältet sei und sömit nicht mitspielen könne. Aber egal, besser als sein Ersatzmann hätte er es auch nicht machen können.

Als Ersatzmann wurde nämlich am Samstag vor dem Kampf Maxim aktiviert, der sich unglaublich freute, mitmachen zu dürfen. Und doch können wir den Kampf noch nicht beginnen lassen. Um kurz vor elf waren wir erst zu dritt, neben Maxim und mir hatte sich auch Marcus eingefunden, der zu seinem zweiten Einsatz kam. Eigenlich sollten es mal ein paar mehr werden, schließlich war er bis vor der Partie der einzige Spieler mit weißer Weste.

Und kurz nach 11 kreuzten dann auch Nils und Raimond nahezu zeitgleich auf. Nur einer fehlt noch: Fritz. Der wollte eigentlich kommen, war aber weder um elf noch um zwölf da, sodass die Gegner mit einem Plus in Führung gehen konnten. Er hatte mich offenbar morgens um neun angerufen, doch ich bin nicht rangegangen, weil ich noch geschlafen habe. Nun ja, er wird einen guten Grund gehabt haben. Und wenn nicht, dann kann man es auch nicht mehr ändern. Und man kann ja auch nicht wissen, ob ein Erscheinen von Fritz das Ergebnis nennenswert geändert hätte. Sicher ist aber, dass es die Vereinskasse entlastet hätte, denn uns wäre eine Verbandsstrafe erspart geblieben. Und nicht zuletzt hätte sich für seinen Gegner in spe die lange Fahrt von Halle nach Falkensee gelohnt.

Also, 30.3., kurz vor 11. Unsere Gegner gaben ihre Aufstellung ab und es stellte sich heraus, dass sie ihre ersten beiden Bretter pausieren ließen. Während sich deren erster Mann wie Julian krank gemeldet hatte, wurde der zweite zu einer Landestrainigs-Maßnahme herangezogen. So etwas darf man sich natürlich nicht entgehen lassen.

Diese unverhoffte Änderung der Aufstellung gab uns eine Chance. Eine Chance auf den Sieg und damit eine Chance, die Abstiegsregion zu verlassen. Sonst wäre es wohl sehr schwer geworden, denn unsere Gegner waren Zweiter in der Tabelle und konnten bereits sehr starke Mannschaften wie Empor aus dem Feld schlagen.

Zu der ersatzgeschwächten Aufstellung der Gegner kam hinzu, dass wir endlich mal mit der "Viererspitze" antreten konnten, die aus dem Berichterstatter, Nils, Raimond und Marcus bestand. Aber, wie auch in älteren Berichten schon oft angedeutet, die Wahrheit liegt aufm Platz.

Und Anpfiff war um Punkt elf. Und um Punkt zwölf war dann bei Fritz auch schon wieder Abpfiff. Er wählte die einfachte Weise eine Partie zu verlieren: Er erschien nicht. Um Zwölf war es auch bei Maxims Gegner schon kurz vor zwölf, dagegen sah es bei Marcus nach einem optimistischen Figurenopfer nicht mehr so gut aus. Zwar gab es zwei Freibauern und etwas Spiel, doch der Gegner konnte Marcus einen Bauern nach dem anderen abnehmen, sodass sich eine Niederlage recht schnell abzeichnete.

Raimond hatte sich in der Zeit ganz schön aufgebaut. Da ich mir bei Maxim auf Grund seiner Unerfahrenheit des Punktes nicht zu 100 Prozent sicher war, instruierte ich Raimond, er solle die Partie für sich entscheiden. Knapp daneben, denn wenige Minuten später überschlugen sich die Ereignisse: Raimond verlor eine Figur, bekam aber zwei Freibauern und starke Figuren dafür, sodass für den Gegner die Gewinnführung nicht völlig trivial war. Und Maxim stellte seinen Gegner vor die unangenehme Wahl, mattgesetzt zu werden oder die Dame zu verlieren. Dieser entschied sich für die dritte Möglichkeit und stellte seinen Widerstand ein. Zu diesem Zeitpunkt stellte sich am ersten Brett heraus, dass ich einen Zug weiter gerechnet hatte als mein Gegner, sodass dieser sich von seiner Dame trennen musste. Auch die Partie war dann sofort beendet.

Einige Zeit später musste sich dann auch Marcus geschlagen geben, nachdem seine Armee nur noch aus seinem König und einem mickrigen Bäuerchen bestand und somit der schwarzen Streikraft um eine Pferdestärke unterlegen war.

Es stand also Zwei-zu-Zwei und es spielten noch Nils und Raimond. Raimond hatte wie beschrieben einen Klotz weniger und Nils stand völlig auf Gewinn. Und das schon nach neun Zügen, als der Gegner sich leichtsinnigerweise selbst fesselte und zur Abschüttlung dieser Fesselung einen Bauern geben musste. Danach entstand auch noch eine weitere Schwäche, die Nils leicht ausbeuten konnte und schon einen recht großen Vorteil hatte. Dazu kan, dass er ausnahmweise mal nicht in Zeitnot verkehrte. Und nach einem Verzweiflungsopfer des Gegners hatte er noch genügend Zeit, die klarste Widerlegung zu finden.

Kurz vor der Zeitkontrolle war es also an Raimond, das Remis zu erkämpfen und damit den Mannschaftssieg festzuzurren. Als Nils, ich und Hartmut, der mittlerweile auch gekommen war, vor der Tür standen, kam plötzlich Raimond raus und teilte uns freudig mit, dass er nicht mehr verlieren werde, denn sein Gegner habe einen Springer eingestellt. Und tatsächlich, in einer komplizierten Schlagfolge hatte der sich etwas verhaspelt und sah sich nun gezwungen, in ein schlechtes Endspiel mit einem Minbusbauern abzuwickeln. Mannschaftstaktisch klug klammerte Raimond knallhart das Remis ab und versuchte erst gar nicht zu gewinnen. Und als sich dann um halb vier nur noch zwei Könige gegenüber standen [in der Schlusstellung hat Raimond einen Turm mehr, wieso haben die Remis gemacht? fragt der Webmaster], schüttelten sich die Kontrahenten die Hände und der knappe Mannschaftssieg war unter Dach und Fach.

Abschließend muss ich feststellen,. dass es wieder einmal keinen Grund gab, über die Gegner herzuziehen. Im Gegenteil, sie halfen noch beim Einräumen und schienen nicht allzu geknickt. Klar, bei ihnen geht es ja auch um nichts mehr, da der erste Platz wohl an Aufbau Elbe Magdeburg vergeben ist und sie zu viele Punkte haben, um noch ernsthaft in Abstiegssorgen zu geraten.

Den Hallensern sei noch viel Erfolg gewünscht.

Wir müssen in der nächsten Runde gegen Hettstedt ein Heimspiel bestreiten und danach nach Sangerhausen reisen. Mal sehen, wie es wird.

Carsten Schirrmacher