6. Spieltag JBLNO 2007/2008: Aufbau-Elbe Magdeburg - Zitadelle Spandau: 4 - 2

Mal wieder ein brandheißer Bericht...

Partien zum Nachspielen

Feedback

Es geschah in den letzten Wochen doch einiges. So bekam ich nach langer Zeit, die ich als freier Journalist für die Seite www.zitaschach.de arbeite, erstmals Feedbacks, und dann auch gleich zwei. Einer der Feedbackenden (heißt das so?!), also einer, der seine Meinung zum Ausdruck brachte, sagte mir, die Berichte von der Jugendbundesliga seien zwar ganz nett, aber es sei doch immer das selbe. Während die Mannschaft als Gesamtes keinen guten Tag erwische, habe wenigstens der Berichterstatter gewonnen. Nun ja, wenn es doch nunmal so ist ...?

Der Zweite sagte, es sei immer ganz nett, wenn der Berichterstatter über die Gegner herzieht. So kann man anscheinend auch zu zweifelhaftem Ruhm gelangen. Diesmal kann ich die Erwartungen aber nicht erfüllen. Leider stimmte das erste mal wieder, aber der Abwechslung zuliebe Tatsachen verdrehen, das kommt nicht in die Tüte. Aber das Zweite, da kann ich nicht mit dienen. Es gibt einfach keinen Grund, sich über die Magdeburger Gastgeber lustig zu machen.

Das Spiellokal war in Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (damit können selbst wir nicht dienen!) und obwohl es von außen nicht gerade einladend aussah (Raimond: "Wenigstens sind die Fenster noch alle drin."), war es auch gut ausgestattet. Schöne Figuren, viel Licht, und ein Angebot von Tee und Kaffee (und angeblich auch Erdnussflips, aber davon habe ich keine probiert) umsonst - und ein Fenster, wo der Rahmen nicht mehr besonders stabil aussah. Es ging angesichts des Sturms ab und zu mal auf und schlug dann wieder zu mit einem kleinen Geräusch, doch die Gastgeber waren hier mit einer Rolle Klebeband zur Hand. Auch wenn es nicht sonderlich half - ein solches Improvisationsvermögen istleider unter Schachspielern nicht immer vorhanden.

Doch wieder zum ersten Teil des Feedbacks. Die Mannschaft wurde erst am Freitag vor dem Spiel fertig zusammengestellt. Freundlicherweise sprang in Zeiten der Not Maxim ein, allerdings nur, um am letzten Brett ein bisschen zu viel Material zu schlucken und mit einem unrochierten König nach zwei Stunden das Handtuch werfen zu müssen. Sei's drum, Maxim kann noch gefühlte hundert Jahre in dieser Altersklasse spielen und wird sicher irgendwann auch dort Punkte machen.

Nach den zwei Stunden, in denen sich am letzten Brett dieser hinterhältige Könismord abspielte, sah es aber dennoch nicht schlecht aus. Zwar standen die Magdeburger bis dato verlustpunktfrei an der Spitze, doch hatten sie gegen uns die ersten der Bretter pausieren lassen, sodass die mögliche Sensation vielleicht nicht soo besonders sensationell wäre.

Nun ja, also nach den besagten zwei Stunden stand es Null-zu-eins, doch es stand sonst niemand auf Abriss, Raimond stand im Gegenteil recht gut, nachdem der Gegner ausgangs der Eröffnung gleich vier Tempi versenkte. (Sg5 h6 Sf3 und Le3-c5 und im nächsten Zug nach e3 zurück) [können wir die Partien zum online-nachspielen reinstellen, die klann sich sowieso jeder holen?! ja: hier] Auch bei Anas sah es nicht schlecht aus, zumindest war klar, dass er die Stellung nicht verlieren würde. Und Sebastian kämpfte, nachdem er die Eröffnung, einen Drachen - gelinde gesagt - in den Sand gesetzt hatte. Bleibt noch Christoph, dessen Stellung zumindest nicht nennenswert schlechter war, und am ersten Brett derjenige, dessen Berichte ein ums andere Mal die Homepage zieren.









Schirrmacher - Wang nach 36. Te7
Bei demjenigen geschah in der Eröffnung eine nette Episode: Da die Gegner die ersten drei Bretter pausieren ließen, überlegte ich schon im zweiten Zug (nach 1. d4 Sf6), ob ich der Vorbereitung folgen sollte, die ich eigentlich für Sebastian zurechtgelegt hatte, oder ob ich doch wieder dieselbe Suppe spielen sollte, die ich sonst auch immer mache. Ich enstschied mich nach einiger Zeit für 2. Lg5 und damit für letzteres. Ausgangs der Eröffnung spielte mein Gegner dann konsequent gegen seinen weißfeldrigen Läufer, den er zuerst mit ...e6 einmauerte, und als der Bauer e6 getauscht war, stellte er gleich einen weiteren nach f5. Dieser Läufer sollte schlussendlich einen qualvollen Tod sterben. Ich konnte einen kleinen Vorteil aus der Eröffnung erzielen, den ich jedoch mit einer unüberlegten Verwicklungsaktion gefährdete. Es ging geradeso gut aus, und nachdem ich dann in der Zeitnotphase (zumindest bei mit, mein Gegner hatte zügig gespielt und noch mehr als eine Stunde auf der Uhr, als er aufgab) eine Qualität ins Geschäft steckte, zerfiel die schwarze Stellung nach einigen weiteren genauen Zügen wie ein Kartenhaus. Die Partie wurde übrigens gekrönt von einem drolligen Matt mitten auf dem Brett.









Schwenke - Guist nach 19. Dd1
Hier wäre 19. Sxf4! möglich gewesen.
Also stand es nach etwas mehr als drei Stunden 1:1. Just in dem Augenblick konnte Anas bei knapper Zeit einen Bauern gewinnen, aber es war sehr kmpliziert. Da er es zwar gesehen hatte, jedoch fürchtete, eine gute Partie in den Sand zu setzen, verzichtete er auf 19... Sxf4 zugunsten eines sicheren Zuges, der die Waagschalen nicht aus dem Gleichgewicht brachte. Währenddessen fragte mich Sebastian, ob er die Teilung des Punktes an Brett 3 anbieten dürfe. Ich antwortete ihm, er könne machen was er wolle, doch vermutete ich, dass sein Gegner das Remisangebot ausschlagen werde. Und so kam es auch, denn Sebastians Stellung war nicht eben verheißungsvoll. Irgendwann stellte er dann eine Qualität ein und machte noch ein paar Züge, bevor er die Überlegenheit der schwarzen Streitkräfte anerkannte.

Also stand es 1:2, und nachdem Anas und sein Gegner einsahen, dass jeder das Gleichgewicht nur noch zu seinen Ungunsten ändern konnte, einigten auch sie sich friedlich, sodass es 1,5:2,5 stand. Der Masterplan sah also so aus: Raimond gewinnt ein Endspiel, dessen Bewertung haarscharf auf der zwischen Remis und Gewinn lag, und Christoph hält eine mittlerweile leicht schlechtere Stlllung zusammen.

Maxim und ich gingen in den angeschlossenen Analyseraum (Supersache, das hat auch nicht jeder!) und irgendwann kam Christoph dazu und meinte, er habe aufgegeben. Der gegnerische Druck war zu groß geworden und Christoph konnte nach einigen Materialeinbußen die Einführung der Demokratie nicht mehr verhindern, sein Alleinherrscher war jedenfalls tot.

Dann stand es also 1,5:3,5, der Kampf war entschieden, doch Raimond kämpfte immernoch unverdrossen um den vollen Punkt. Doch leider tauschten sich ein paar Bauern zu viel, sodass es dem Gegner gelang, auch den letzten Bauern nach seiner Umwandlung zu entfernen. Also remis, doch dieses Endspiel wird noch einige Freitag Analysearbeit nach sich ziehen

So kam es also, dass der Berichterstatter der einzige Sieger blieb, sodass wir und bei zwei Remisen in eine 2:4-Niederlage fügen mussten. Mal sehen, wie das Feedback ausfallen wird ...

Hier nochmal für die Statistikfreunde:

Aufbau-Elbe MagdeburgZitadelle Spandau4 : 2
Wang, ZhangxianSchirrmacher, Carsten0 : 1
Schiffner, KevinFuchs, Raimond½ : ½
Schulz, MarcelLawrenz, Sebastian1 : 0
Schwenke, VincentGuist, Anas½ : ½
Nieber, AlexanderWitzorky, Christoph1 : 0
Rickmann, DavidMaslov, Maxim1 : 0

Carsten Schirrmacher