2. Spieltag JBLNO 2007/2008: SV Gryps - Zitadelle Spandau: 3,5 - 2,5

Ungerecht ...

...ist die Welt. Um mal einen pessimistischen Spruch anzubringen. Eine ungerechte Niederlage. Wirklich. Aber was hilft`s, wenn man alle Ungerechtigkeiten aus der Welt schaffen würde, Kennedy wäre vielleicht noch am Leben und Deutschland wäre Fußball-Weltmeister.

Das Glück unserer Mannschaft hatten wir sowieso schon am Morgen verbraucht. Anas und Robert kamen nicht zum Treffpunkt um 9:30. Der Zug sollte um 9:44 kommen. Kein Grund zur Unruhe also. Als ich aber mit Christoph noch um 9:40 alleine auf dem Bahnsteig stand, war mir schon etwas mulmig... Und als um 9:44 der Zug einfahr und Robert und Anas immeroch nicht zu sehen waren, wurde ich echt sauer. Ich beschloss, mit Christoph trotzdem eizusteigen, um Raimond abzufangen, der schon im Zug saß. Als sich die Tür hinter uns schloss, hörte Christoph noch ein Geräusch, sagte zu mir "Hey, da rennt noch wer!". Geistesgegenwärtig drückte er auf dem Türöffnen-Knopf und Anas und Robert stiegen ein. Wir waren doch komplett (Also alle, die sich angekündigt hatten, waren auch da!) Zu fünft auf nach Greifswald! Die Fahrt sollte etwa dreieinhalb Stunden dauern.

Aber erstmal mussten wir alle in Spandau nochmal rennen, um den Anschlusszug zu erreichen, am Hauptbahnhof hatten wir dann aber eine halbe Stunde Zeit. Auch gut.

Auf der Hinfahrt hatte ich alle nochmal etwas auf die Gegner eingestimmt und vorbereitet, wir waren guter Dinge und freuten uns, zuindest einige (vor allem ein gewisser Herr A.G.) hatte einen Horror vor seinem Gegner. "DWZ um die 1500?!? Unschlagbar!" Anas, wir arbeiten bitte an unserer Einstellung, OK? Gerade wenn der Gegner stärker ist, kann man besser auf sich aufmerksam machen, und Herr Riedel freut sich umso mehr, wenn man eine gute Partie hinlegt. Und die DWZ steigt auch schneller.

In Greifswald-Süd angekommen wurden wir freundlicherweise von unseren Gegnern empfangen und mit dem Auto zu einem China-Döner-Imbiss in der Nähe des Spiellokals gebracht. Liebe Grypser, wenn ihr das hier lest, vielen Dank! Ein nicht selbstverständlicher Service.

Das Essen schmeckte (zumindest mir) ganz gut. Dann ging es los zur Partie und unsere Gegner spielten wie erwartet mit voller Aufstellung von 1-6. Nils, das wollen wir auch mal hinbekommen.

Fünf Stunden später fuhren wir wieder nach Hause.

Halt, wird der Leser jetzt sagen, dessen Alkoholspiegel unter zwei-komma-acht-Promille liegt (bei geübten Trinkern 4,2 Promille) da fehlt doch was. Richtig. Die Ungerechtigkeiten.

Nicht besonders ungerecht, sondern einfach nur Pech war, dass keine Vorbereitung wirklich anschlug. Raimonds Gegnerin spielte eine Variante, die wir uns nur kurz angeschaut hatten, die Gegner von Anas und Christoph wichen im 3. Zug ab und der von Robert schon im ersten. Schade!

Bei Anas ging dann auch die Eröffnung gründlich daneben. Ganz weit daneben. Drei Bauern weniger und ein offener König sind nicht schön. Allerdings hatte der Gegner dafür auch eine Figur geöpfert und Anas ziemlich plattgemacht. Dann zeigte Anas aber Charakter. Statt "Wann darf ich endlich aufgeben"-Mentalität stellte sich so etwas wir Trotz ein. Anas opferte noch zwei Bauern hinterher. Mit fünf Bauern weniger brach er dann einen heftigen Angriff vom Zaun, der zum Gewinn der Dame gegen einen Turm und eine Figur führte. Es entstand eine sehr interessante Stellung mit einer Dame für Anas und einem offenen König des Gegners gegen einen Haufen Material und drei verbundene Freibauern. Nur verständlich, das das viel Zeit kostete und Anas schnell in Zeitnot geriet.

Zu diesem Zeitpunkt stand es aber schon 0:2. Nach dem kampflosn Verlust am zweiten Brett folgte auch Robert am sechsten. In einer Schlagfolge ließ er sich etwas austricksen und hatte plötzlich eine Figur weniger. Schade, denn vorher hatte er aussichtsreich gestanden.

Raimond spielt dagegen die Eröffnung zwar etwas harmlos, aber nicht schwach. Er stand wohl etwas besser, aber bis diese Partie eine Entscheidung finden sollte, das war klar, sollte es noch eine ganze Weile dauern. Auch ich stand vielleicht etwas besser, aber groß passierte auch bei mir nichts. Der einzige, der wirklich super stand, war Christoph, doch auch er hatte viel Zeit gebraucht. Seine Gegnerin spielte nicht besonders toll, sodass er am Anfang leicht in Vorteil kam, dann hatte er die Chance, den Vorteil zu vergrößern und eine Linie gegen den schwarzen König zu öffnen. Er wollte aber keinen Doppelbauern. Schade. Dass er dann aber einem völligen Black-out erlag und die Dame einstellte... Das kann vorkommen, aber nächstes Mal machen wir das doch bitte besser!

Also Null-zu-drei. Doch der rest stand recht asússichtsreich. Als Anas dann aber in Zeitnot nichts mehr sah, fragte er mich, ob er remis machen dürfe, was ich ihm verbot. Eine Minute später war die Partie dennoch vorbei, Zugwiederholung... Da hätte man wohl weiterspielen sollen, schließlich war das Remis genauso wertlos für die Mannschaft wie eine Niederlage.

Letztlich zeigt sich, für die meisten Ungerechtigkeiten sind wir selbst verantwortlich. Der Rest des Liedes ist schnell gesungen: Raimond und ich rangen unsere Gegner nieder und es wurde die 2,5-3,5 Niederlage. Nachher verpassten wir noch den Zug und mussten zwei Stunden warten. Egal, der Mc-Irgendwas bei McDonalds hat auch gut geschmeckt. Dann liefen wir zum Bahnhof und der Rückweg ist einen eigenen Bericht wert. Mir Euch verreisen macht Spaß, Jungs! Besonders Raimond erreichte die Höchstform im Sprüche klopfen, doch Anas und ich standen dem in nichts nach. Es stellte sich heraus, dss es meinen Gegner aus dem BMM am Sonntag nicht mehr gibt, dass Michael Jackson sich operieren ließ, um wie der Sänger von Tokio-Hotel auszusehen und einige weitere Dinge. Besonders witzig war auch, dass wir uns am Bahnhof auf eine Wiese zwischen verschiedene Jugend-Gangs setzten und das Schachbrett rausholten. Wir sind sicherlich nicht nur einmal schief angesehen worden...

Zwischen halb eins und eins waren wir auch alle zu Hause, und wem auch am Sonntag spielte wünschte man viel Erfolg. Scheint sich ausgezahlt zu haben!

Also eine ungerechte Niederlage - doch seien wir mal ehrlich, wenn alles gerecht zuginge, würden wir nicht in dieser Liga spielen!

Carsten Schirrmacher