Das hat uns Tony eingebrockt

Tony ist ja so ein Typ, der abends zwischen den Hausaufgaben bei Facebook rumlungert und auf Schachseiten, von denen wir noch nie was gehört haben, und dann schickt er uns Links und wir erfahren Dinge, die wir gar nicht wissen wollten. Aber dann sind wir platt und freuen uns.

Diesmal zum Beispiel hat er sich auf die Homepage des Schachvereins in Hoyerswerda verirrt und das sagenumwobene Sparkassenturnier gefunden, das am 2./3. Oktober stattfinden sollte, und uns eine Mail geschickt. Klang gut, Preise, Hotel, 15 Runde Schach satt, und schon saßen wir im Auto nach Südosten und bewunderten überflutete Wiesen und die Bauarbeiten an der Bahnstrecke Berlin-Cottbus.

Wir, das waren Carsten, Marko, eben Tony und DSDZ (der Schreiber dieser Zeilen).

Hoyerswerda hat einen schönen Marktplatz und in dieser Gegend zog einst Krabat herum, als er noch ein kleiner Weiser aus dem Morgenland war, und so sieht es da auch aus. Aber nicht im Spiellokal, das wir nicht genug loben können, wie auch die perfekte Organisation, wie auch die üppigen Preise. Natürlich hatte Tony bereist ausgerechnet, dass wir in die Kategorie B fallen würden, und Jugendliche sind ja generell unterbewertet. Und so kam es dann am Ende auch: Wir gewannen den dritten Platz in der B-Wertung und Carsten und Marko irgendwelche Brettpreise (denn Carstens Berliner Pokalsieg war noch nicht in die DWZ-Liste eingepreist).

Der Reihe nach müsste DSDZ jetzt die Runden referieren, aber das macht er nicht, denn er hat eine Grafik mit den nackten Zahlen ausgedacht. Die leisten leider nicht den Transport der Großen Gefühle, zum Beispiel als DSDZ Michael Schulz gegenüber spielerisch sein Missfallen zum Ausdruck brachte, dass er unser erstes Brett verlassen hat, was zu einem 2:2 gegen Empor Potsdam führte. Er erzählt auch nicht, dass Rybka - später, auch so eine Mail von Tony - in der Partie von Tony gegen den Großmeister des Turniersieger -1,67 anzeigte (und Tony hatte Schwarz!!); oder dass Carstens taktische Husarenritte dem Rest der Mannschaft fast den Rest gaben; oder dass Marko ein ums andere Mal positionell sauber herausgespielte Gewinnstellungen in den Fingern zerbröselten, so dass er eigentlich noch viel mehr Punkte verdient hätte; oder dass für DSDZ das Turnier am besten nach der 11. Runde zuende gegangen wäre - danach folgte nur noch ein Audi in der Tabelle. Das schreibt DSDZ alles nicht.

Sondern nur, dass man sich dieses Turnier in Erinnerung halten sollte. Es ist ein gut finanziertes Familientreffen des ostdeutschen Schachs in malerischer Sparkassenarchitektur.

Hartmut Riedel

Tabellen beim Veranstalter